Land And Art

Land-and-Art-Treffen Königsmühle 2012 war auf seine Art eine besondere Pioniertat.

Erlauben Sie mir, dass ich die bloße Einzigartigkeit der hiesigen Landschaft, die sich ihr Gebiet zurücknimmt, übergehe.

Erlauben Sie mir auch, dass ich die Einzigartigkeit der Gemeinschaft von Studenten der Kulturologie und Freunden der Natur und Petr Mikšíček und die Einzigartigkeit unserer Unterkunftsbasis und der Kochkunst in der Pension Kodera gleich unter dem Keilberg übergehe. Erlauben Sie mir sogar, dass ich die bewegte Vergangenheit und die Einzigartigkeit  des Sudetenlandes, die roh aus den bewachsenen Ruinen der Ortschaft Königsmühle heraustreten, übergehe. Darüber können Sie begeisterte und philosophische sowie begeistert philosophische Reflexionen der Teilnehmer lesen.

Uns bleibt der einzigartige Sinn der Veranstaltung, auf verschiedene Weise formuliert, doch trotzdem geteilt – das Kulturgedächtnis der Landschaft wiederzubeleben. Wir wissen nicht für wie lange, wir wissen auch nicht für wen konkret, wir wissen: Hauptsächlich für uns. Und wir wussten auch wie: Mithilfe der Landart, also der Kunst in der Landschaft, betrieben in manchen Artefakten auf einem hohen künstlerischen Niveau, in den anderen auf dem Niveau der Berührung von Natur und Menschen, wo ein Zeichen aus Blüten, Steinen und Holz schnell Teil wird vom Kreislauf der Natur und verschwindet und wieder neue Formen annimmt. Land-and-Art, betrieben als Wiederbelebung der Landschaft ist ein einzigartiger Versuch, die Landart zu nutzen, um ein neues Symbol, neue Bedeutungen in der Landschaft, eine neue Identifikation, die an die alte anknüpft, zu schaffen. Die Kunst in der Landschaft gewinnt plötzlich die ursprüngliche soziale Dimension von Kunst an sich: Man teilt sie miteinander und sie wächst aus der Gemeinschaft heraus, gleichgültig wie klein und temporär diese auch sein mag. Die Kunst wird am Ort verbleiben, sie wird zu einem Teil der Landschaft werden und den Anderen, die zufällig vorbeigehen, eine Botschaft mitteilen.

Was für eine Botschaft ist es? Da sind wir uns nicht ganz sicher. Es ist die Botschaft, dass uns dieser Winkel des Erzgebirges nicht gleichgültig ist, dass wir wissen, welche Bedeutung der Gedächtniskreis hat. Welche die Gemeinschaft. Was es bedeutet Respekt zu haben vor der Natur und den vergangenen Menschen. Die Botschaft, dass wir auch ohne Geld etwas erschaffen können, das die Grenzen der Gemeinde und des Landeskreises überwindet, und das wir dann anderen uneigennützig anbieten können. Dass man eine Woche der Ferien opfern kann, um für die Sache, die verschwunden und versteckt ist in Ahornanflügen und Steinruinen, brennen zu können. Wir wissen nicht genau, was für eine Botschaft es ist: Es liegt im Wesen der Symbole, dass sie sich der exakten strukturalen Aufzählung verweigern.

Eine große Botschaft ist, dass uns die Dinge nicht gleichgültig sind. Und dass wir nicht eingehen auf das Spiel von der Wichtigkeit des Zentrums und der Unwichtigkeit des Randes, auf das Spiel mit den Sudetenkarten, je nach dem wie es zur Gewinnung politischer Punkte dienlich ist. Wir haben gezeigt, dass es uns nicht gleichgültig ist, weil es sich um unsere und nicht die fremde Landschaft handelt hinter den Mauern der Geschichte oder der Vorschriften und Entwicklungspläne. Wir haben gezeigt, dass wir nicht wirklich der Konsumgeneration angehören, sondern im Grunde für diese unpraktisch und hinderlich sind. Ich war froh, dass ich für ein paar Tage ein Teil davon werden konnte.

Land-and-Art als die Erneurung der lokalen Identität gibt der Landart einen neuen Sinn. Die großen amerikanischen Projekte der sechziger und siebziger Jahre haben sich (erfolgreich) darum bemüht, die Kunst von den Galerien, wo sie sich ein bisschen nur vor Auserwählten zu beugen und die Maßstäbe der Räume zu respektieren anfing, zurück in die Natur zu bringen: Unter die Menschen, in die Realzeit der Wandlungen und Naturelemente. Unsere Land-and-Art, wie weit auch immer sie entfernt ist zu den Landartvorfahren, ist noch weiter gekommen. Sie hat mithilfe der Landart dem Ort und den Menschen ein Gedächtnis zurückgegeben. Es geht gar nicht darum, in wie weit dieses Gedächtnis historisch genau ist, es geht darum, das es ein authentisches Gedächtnis ist. Was mit diesem wiederbelebten Gedächtnis zu tun ist, bleibt eine Frage, die auch in der Gemeinschaft der Gruppe von Königsmühle weiterdiskutiert wird. Ich bin eher Vertreter der Weisheit der Natur, die etwas belässt, etwas verwandelt und etwas zerstört. Wir haben sicher kein Museum, kein Freilichtmuseum geschaffen, das man bis zu den widersinnigen Maßnahmen eines Eintrittsverbotes oder eines strengen Schutzes konservieren und hüten muss.

Versuchen wir zur bestehenden Königsmühle das hinzuzugeben, was wir verstanden, an was wir uns erinnert haben und was wir auf keinen Fall wieder vergessen wollen.

 

Miloslav Lapka